In einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind die Chancen für die Rückkehr des Rotwilds in der Grenzregion am linken Niederrhein als Teil der Wiederherstellung einer europäisch bedeutsamen Biotopverbundachse untersucht worden. An dieser Untersuchung beteiligten sich das Regionalforstamt Niederrhein, die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung des Landes NRW, die niederländische Provinz Limburg und die niederländische Staatsforstverwaltung (Staatsbosbeheer). Die Ergebnisse der Untersuchung eröffnen positive Perspektiven.
Das Regionalforstamt Niederrhein und Staatsbosbeheer möchten nun gemeinsam im Rahmen eines Pilotprojektes die Wiederansiedlung einer Rotwildpopulation im Meinweg in die Wege leiten.
Die niederländische Seite der Grenzregion am linken Niederrhein mit seinen Nationalparken Maasduinen und De Meinweg wurde bereits in der Vergangenheit als Lebensraum für große Huftiere festgelegt. Die Verbindung der großen Naturschutzgebiete zwischen Mook im Norden (in Höhe Goch) und Schinveld im Süden (in Höhe Heinsberg) wurde von den niederländischen Behörden jetzt auch als Bestandteil des niederländischen Biotopverbundes ausgewiesen. Dabei wurde das Rotwild als Leittierart festgelegt. Der Biotopverbund sollte damit eine solche Qualität haben, dass Rotwild punktuell dort in freier Wildbahn langfristig leben kann und der notwendige Austausch zwischen lokalen Vorkommen gesichert ist. Der niederländische Biotopverbund fällt in dieser Grenzregion größtenteils mit dem Rotwildverbund Reichswald-Nordeifel des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen.
In der deutsch-niederländischen Untersuchung sind die Chancen und Möglichkeiten für das Rotwild näher untersucht worden. Der deutsch-niederländische Naturpark als Zweckverband des Naturparks Schwalm-Nette und sieben angrenzenden niederländischen Gemeinden in der Provinz Limburg, koordinierte die Untersuchung.
Die wichtigste Schlussfolgerung der Untersuchungen ist, dass die Qualität von Natur und Landschaft im Nationalpark Maasduinen und im Naturpark Maas-Schwalm-Nette schon jetzt für eine nachhaltige Rotwildpopulation geeignet ist. Die Rückkehr von Rotwild bietet neue Möglichkeiten zum Naturerleben und kann bei einer biotopverträglichen Dichte einen wirtschaftlichen Mehrwert für die Region bedeuten. Wegen der fehlenden ökologischen Verbindungen zu den nächsten Rotwildrevieren in Nordrhein-Westfalen, ist eine spontane Rückkehr zurzeit nicht möglich. Das bedeutet, dass Rotwild nur durch aktive Wiederansiedlung in diese Räume zurückkehren kann. Das Meinweggebiet ist nach dem Untersuchungsbericht dafür am besten geeignet.
Staatsbosbeheer und das Forstamt Niederrhein sind sich bewusst, welche Diskussionen rund um die Wiederansiedlung von Rotwild entstehen können. Die Projektpartner wollen sich deshalb verstärkt um eine Akzeptanz bemühen, so dass die Wiederansiedlung problemlos verlaufen kann. In Abstimmung mit externen Partnern soll nach Lösungen für mögliche Problemstellungen, wie mögliche Schäden in der Landwirtschaft und die Gewährleistung der Verkehrssicherheit gesucht werden.
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die letzten Rothirsche im Grenzgebiet gesichtet. Als größte einheimische Huftierrasse West-Europas ist das Rotwild nach wie vor ein bedeutender Bestandteil unseres kulturellen Erbes. Die Aktivierung eines geschlossenen Biotopverbundes und die Rückkehr des Rotwildes bieten nicht nur Chancen für die Verbesserung der ökologischen Qualität des Naturparks, sondern sorgen auch für eine nachhaltige Entwicklung der Naherholung. Für die Niederlande wäre es das erste Revier mit Rotwild in der freien Wildbahn.
Der Bericht kann als pdf herunter geladen werden unter:
http://www.naturpark-msn.de/download/2008_12_16_rapport_Grenspark.pdf
Fotos: K. H. Ganser, H. Kampf, G. Kurstjens, K. Middeljans